Bodyflow Massage mit Andy (März, 2015)
Wie hast du deine Massage Techniken entwickelt?
Ich bin ausgebildeter Masseur der traditionellen Schule. Der Umgang mit Intimität seitens der Lehrer rief jedoch bei mir einen Unmut hervor. Für sie war Intimität ein Aspekt, den es während der Massage zu vermeiden galt, aus der Befürchtung heraus, dass man ihnen nachsagen könnte, sie würden unprofessionell arbeiten. Meine Trainer lehrten mich das „Handtuchprinzip“, das darauf abzielte, den Körper soweit wie
möglich abzudecken mit Ausnahme der Bereiche, auf die man sich bei der Massage konzentriert. All das erschien mir zu konstruiert und gekünstelt, so dass keine harmonische Verbindung zwischen Körper und Geist aufgebaut werden konnte. Deshalb entwickelte ich eine neue Technik, die diesen „Fluß“ generieren sollte zum Wohle des gesamten Körpers. Ich wollte, dass zwischen dem Masseur und dem Kunden eine Verbindung entsteht, ähnlich wie bei einer Umarmung, die die körperliche und psychische Entspannung miteinander vereint. Indem ich mit meinen Kunden eine intensivere Verbindung aufbaue wird es mir möglich, ihn an ein Stadium des Vertrauens und der Hingabe heranzuführen. Meine Herangehensweise bezeichnete ich ursprünglich als „Celebration Men and Intimacy“ (Das Zelebrieren des Mannes und der Intimität).
Das Massieren war wie eine Erinnerung an etwas, das ganz tief in mir verborgen ist. Neben meiner Ausbildung im Bereich der Aromatherapie und traditionellen Massage wurde ich noch mit etwas anderem in Berührung gebracht: Meine Intuition. Ich erschloss mir Wege, die es mir ermöglichten, mich mehr in die Person hinein zu versetzen und infolgedessen wurde mir sofort bewusst, welche Bewegung oder Berührung ich während meiner Massage anzuwenden hatte. Immer wenn ich dieser intuitiven Berührung gefolgt bin, haben sich die Menschen emotional geöffnet. Ich kam zu der Überzeugung, dass der Körper Erinnerungen behält. Bei meiner Massage ging es immer mehr darum, wie die Menschen mit ihrem Köper ihre Emotionen und Erinnerung miteinander verbinden. Einige sind angenehm, andere weniger. Sie sind Teil der Spannungen, die man in seinen Muskeln und Nervensystem im Laufe der Zeit aufgebaut hat. Indem ich dies in meinen Massagen berücksichtige, helfe ich dem „Empfänger“ sich diese Spannungen bewusst zu machen und unterstütze ihn dabei, dass er sich von den Spannungen sowohl körperlich als auch emotional löst. Ich stelle neue Verbindungen her und verhelfe hierdurch zu einem Wohlgefühl und einer körperlichen und psychischen Entspannung.
Ich habe schnell erkannt, welche wichtige Rolle die Intention für den Masseur spielt. Sie hat einen enormen Einfluss auf den Erfolg seiner Arbeit. Die glückseligsten Sitzungen, die mit mir beginnen, gehen mit der Intention der „liebevollen Annahme“ einher. Um dies umsetzen zu können versetze ich mich zunächst in den Zustand der Liebe. Dann halte ich diese Intention aufrecht und ermögliche der Person, die ich massiere den Zutritt zum gleichen „Raum“: Wenn sie sich darauf einlässt, vollzieht sich während dieser Sitzungen etwas Magisches indem der Akt der Massage in eine bewusste lie- bevolle Verbindung mündet. Um diese mit einer gewissen Leichtigkeit entstehen zu lassen, spielt es eine maßgebliche Rolle, inwieweit der Masseur sich deinen Gefühlen und Bedürfnissen während der ganzen Massage bewusst ist, um die oben erwähnte Authentizität zu bewahren.
Zwischen dem Masseur und demjenigen, der massiert wird entsteht sozusagen eine “Mini Beziehung” in der beide miteinander kommunizieren, Ver- trauen aufbauen und Intimität teilen. Die Grenzlinien werden nicht durch Richtlinien bestimmt. Sie werden wie in einer Beziehung ausgehandelt.
Eine Sitzung wird weitaus intensiver wenn derjenige, der mas- siert wird, die Intention was gemeinsam erkundet werden soll mit mir teilen kann. Von diesem Augenblick an kann ich die vielen Möglichkeiten der Massage- und Atemtechniken vorschlagen, die die Body Flow Praktiken ausmachen. Ich will Raum geben, dem Kunden auf allen Ebenen (Verstand, Körper und Geist) zuhören, mein eigenes Verlangen sich bewusst machen aber gleichzeitig diesem nicht nachgeben und sowohl meine Grenzen als auch die meiner Kunden akzeptieren. Es ist eine Beziehung, die auf gegenseitigen Respekt und liebevollen Absichten basiert.
Kannst du uns mehr über deine Techniken bei der Bodenmas- sage erzählen?
Ich entwickelte diese Technik in dem ich mich an den Ansätzen von Shiatsu, Lomi Lomi (Hawai Massage) und der klassischen Massage orientierte und sie dann mit einer gewissen Aufmerksamkeit und dem Bewusstsein in Bezug auf die Kraft meiner Intention kombinierte.
Die Bodenmassage bietet viele Vorteile. Man kann sie jederzeit anwenden, an jedem Ort, überall. Man braucht keine bestimmten Utensilien, lediglich eine zusam- mengefaltete Decke oder einige Yoga Matten. Der Masseur sollte relativ beweglich sein, um massieren zu können während er kniet oder auf dem Boden sitzt. Dennoch, generell ist die Bodenmassage für den Masseur weniger körperlich anstrengend. An einer Massageliege setzt der Masseur im Wesentlichen seine oberen Körpermuskeln ein. Auf dem Boden hingegen, wird die Anstrengung auf mehrere Muskeln verteilt, da der Körper selbst mehr zu Einsatz kommt- ich massiere beispielsweise mit meinen Knien. Das ist weitaus weniger ermüdend, da man wenige Anstrengungen unternehmen muss, um Druck auszuüben. Alles was du tun musst, ist dich nach vorne zu neigen und die Arbeit deinem Körpergewicht zu überlassen. Wenn ich meine Massagekurse gebe, hat jede Einheit verschiedene Schwierigkeitsstufen, angefangen von ganz einfachen bis zu beweglichen Positionen. Die Leute bestimmen selber ihren Schwierigkeitsgrad. Ich bin immer wieder erstaunt, wie die meisten Leute in der Lage sind, zunächst alles auszuprobieren, bis sie selber herausgefunden haben, wie für sie das Massieren am bequemsten ist.
Die Bodenmassage bietet auch mehr Möglichkeiten für Körperkontakt zwischen dem Masseur und seinem Klienten. Je nachdem für welche Körperhaltung und Technik sich der Masseur entschieden hat, können einige Körperteile während der Massage auf dem Masseur ruhen. Hierdurch kann er sich eher ein Bewusstsein über den körperlichen und geistigen Zustandes des „Empfängers“ schaffen. Der Masseur bemerkt schneller, ob sein Klient zum Beispiel entspannt ist oder nicht. Außerdem garantiert es mehr Intimität zwischen dem Masseur und dem, der die Massage empfängt.
Wann hast du in Großbritannien mit deiner Arbeit begonnen? 1987 kehrte ich aus Dänemark nach Großbritannien zurück. Zu dieser Zeit war es völlig OK wenn sich Männer auf Sportver- anstaltungen prügelten, küssen durften sie sich jedoch nicht. Wenn sich Männer, in der Öffentlichkeit küssten, wurde dies als Delikt gesehen und demnach als rechtswidrig betrachtet. Folglich war der Austausch von Zärtlichkeiten unter Männern in der Öffentlichkeit äußerst selten. Innerhalb der schwulen Szene, und das ist zum Teil auch heute noch der Fall, war Sex das Vehikel für die Kontaktanbahnung. Es war völlig normal wenn man wegen sexueller Absichten auf einen Mann zuging, nicht aber wenn man ihn um eine Umarmung bittet. Das war einer der wesentlichen Gründe für den Beginn meiner Arbeit. Ich wollte Teil einer Gemeinschaft sein, in der Männer innig und vertraut miteinander kommunizieren können, ohne dass dies gleich in Sex münden muss.
Erzähl und mehr über erotisch versus sexuell.
Das Adjektiv „erotisch“ stammt vom dem griechischen Wort erōtikós ab was so viel bedeutet wie „für die Liebe gegeben“ oder „ durch Liebe verursacht“. Bei „sexuell“ geht es mehr um den physiologischen Prozess. Wenn wir Sex praktizieren, haben wir meist nur einen Gedanken in unserem Kopf, in der Regel den Orgasmus oder die Ejakulation. „Erotik“ kann das auch beinhalten, ist aber nicht so festgelegt. Es kann durchaus ein Stadium von Erregung und Liebe sein, das gedanklich jedoch nicht auf ein Ende ausgerichtet sein muss. Ich verwende den Begriff „Erotik“, um auf eine Erweiterung hinzuweisen, die mehr bietet als das nur Sexuelle. Die Atmung ist eine Möglichkeit, wie man sich hierzu Zugang verschafft. Im sexuellen Kontext neigen wir dazu, den Atem an- und die Energie festzuhalten. Das ist sicher- lich hilfreich wenn du ein bestimmtes Ziel vor Augen hast wie härtere Erektion oder ein schnelleres Abspritzen. Da ist auch weder was Richtiges noch was Falsches daran. Wenn du allerdings immer wieder das Gleiche mit deiner Atmung und deiner Körperanspannung tust, wirst du jedes Mal eine ähnliche Erfahrung machen, die auf Dauer langweilig werden kann. Beim Erotischen spielst du mit der Atmung und gibst sie der erzeugten Energie ab. Du schaffst dir auch mehr Wege, die dich in verschiedene Richtungen bringen können. Das wichtigste für mich ist folgendes: Ich sehe viele sexuelle Beziehen, in denen weder eine Verbindung noch In- timität vorhanden ist. Ich will andere Optionen schaffen. .
Der Schlüssel von Body Flow
Es beginnt als Verbindung, die ihren Weg findet und dann lang- sam zur Intimität übergeht. Und manchmal bieten sich Möglichkeiten für das Erotische oder für „Heilung“ auf einer tieferen Ebene. Sobald du die Verbindung aufgebaut hast entsteht eine einzigartige Geschichte über zwei Menschen, sozusagen eine „Mini Beziehung“. Wenn wir in unserem Leben keinen Bezug zu jemandem herstellen können, werden wir gefühllos und verdrängen diese Schwierigkeit. Hierdurch verlieren wir die Fähigkeit, sich in Bezug mit anderen Menschen zu setzen. Die Body Flow Massage zeigt uns Wege auf, wie wir uns miteinander verbinden können, nicht nur mit dem Gegenüber, auch mit dir selbst. Für Männer, die in einer Beziehung leben, in der die Sexualität in den Hinter- grund gerückt ist, kann die Body Flow Massage den Paaren helfen, die Anknüpfungspunkte wieder zu finden, die im Grund genommen Erotik ausmachen. Wiederum lernen Menschen mit wenig Selbstvertrauen sich in sich selbst zu verlieben. Was mir die meisten Leute zum Schluss des Wochenendes immer wieder berichten, ist, dass sie das Gefühl haben, sich mehr selber zu lieben aber auch eher bereit sind, andere zu lieben.
Wir wird Intimität bei der Mas- sage garantiert?
Der Begriff „Intimität“ kann in der englischen Sprache aus ver- schiedenen Perspektiven betrachtet und dementsprechend runtergebrochen werden zu „in-to- me-you see“ was so viel heißt wie „schau in mich hinein“. Es ist eine Einladung, die es zulässt, mich so zu sehen, wer ich wirklich bin. In diesem Zusammenhang stellt bei einigen Massage Techniken der Augenkon- takt einen integralen Bestandteil dar. Es erlaubt jemanden in diesem Moment ganz bei dir zu sein und dich so wahrzunehmen wie du bist. Das ist eine andere Form, um eine Verbindung zu einem Menschen aufzubauen.
Hast du für unsere Leser noch eine nette Botschaft mitzuteilen?
Auch wenn ich das was ich unterrichte als „Body Flow“ Massage bezeichnet wird, geht es hierbei vielmehr um Verbindung bzw. Nähe, Liebe und Intimität. Wenn du einmal an diesem Kurs teilgenommen hast wird es dir möglich sein, zu jedem Mann eine Verbindung herzustellen sei es bei einem Freund oder Partner. Diese Nähe hat eine völlig andere Qualität als eine Umarmung oder Sex; es ist eine Stufe der Liebe auf der sowohl der „Gebende“ als auch „Empfänger“ sich zum gleichen Zeit- punkt öffnen, daraus Kraft schöpfen und ein Gefühl der Geborgenheit erfahren.